Wo stehe ich? Ich hatte ein dreiviertel Jahr nicht auf Tempo trainiert. Ich wollte im Jahr 2017 etwas mehr an Geschwindigkeit gewinnen und neue Bestzeiten erreichen. Mit welchem Spielraum ich rechnen kann, das wusste ich nicht. Der Nikolauslauf in Everswinkel (korrekterweise heißt er nur Nikolauf Everswinkel), sollte mir ein Gefühl davon geben, was für mich realistisch ist. Die Gesamtdistanz von offiziell vermessenen und flachen 15 km, wurden innerhalb von 6,5 Runden erlaufen.
Es war wieder ein Lauf, wo ich einige, wenige Personen fragte, ob sie mitkommen wollten. Am Ende kam Inga mit! Sie war die Frau mit der ich im Sommer 2016 fast alle langen Einheiten zusammen gelaufen bin. Juhu! Ich freute mich darüber.
Vor dem Start:
Wir kamen mit einer guten Stunde vor dem Start an. Ich kannte die Organisatoren nicht und plante etwas mehr Zeit ein. Ich wusste nicht, was mich vor Ort an Laufwegen und langen Schlangen erwartete. Es war sehr einfach einen Parkplatz zu finden. Dieser war direkt neben der Halle, wo man duschen, sich umziehen und die Startnummern bekommen konnte. Im Endeffekt hatten wir sehr viel Zeit. Es gab weder lange Laufwege, noch lange Schlangen noch sonst irgendetwas, was viel Zeit kosten könnte. Ich muss sagen, alles war sehr entspannt und gut organisiert.
Der Lauf in Everswinkel hatte einen Charme von einem kleinen, familiären Volkslauf. Eltern verkauften Kuchen oder gaben einem die Startnummern, Kinder tollten durch die Sporthalle. Alles war sehr überschaubar und sehr viele Starter gab es nicht. Es war wirklich eine nette, freundliche und schöne Grundatmosphäre.
Inga und ich zogen uns etwas später um und liefen uns mit einer halben Runde erst einmal warm. Denn am Parkplatz war zwar das Ziel, jedoch nicht der Start. Im Grunde war es nicht schlimm erst einmal eine halbe Runde zu laufen, denn warmlaufen ist grundsätzlich eine gute Sache. Wir hatten zwar recht kaltes aber trockenes und sonniges Wetter.
Der Start der 15 km Läufer_innen war auf einem Parkplatz. Es gab lediglich zwei kleine in den Boden gerammte Schilder, die auf den Start hinwiesen. Das einzige, was wir vermissten, war jemand Offizielles, der den Start geben könnte. So sammelten sich knapp 50 Personen und warteten auf einen Startschuss, den es aber nicht gab, weil niemand diesen geben konnte.
Ein bis zwei Minuten nach dem eigentlichen offiziellen Start kam ein Radfahrer angerast, entschuldigte sich und erläuterte, dass jemand ausgefallen sei. Er sprach über ein Funkgerät, da der Start der 7,5 km und 15 km Läufer_innen synchron passieren musste. Wir hatten zwar alle einen Laufchip für eine individuelle Laufzeitmessung, jedoch war bei diesem Lauf trotzdem Brutto = Netto-Zeit. Es gab nur eine Matte im Zielbereich die den Chip verarbeiten konnte. Somit musste die Zeitmessung im Zielbereich synchron über das Funkgerät gestartet werden.
Die erste Runde (ausführlich)
Es ging los. Da wir nur wenige Starter waren, gab es direkt kein Gedrängel. Wir liefen vom Start aus über Straßen zu einer Hauptstraße. Hiermit ist auch schon gut ein fünftel der Runde beschrieben.
Dort ankommen ging liefen wir auf dem Fußgängerweg neben der Straße zu dem Zielbereich. Dies war für mich der wohl unschönste Abschnitt. Hier hatte sich das Feld schon so sehr gezogen, das ich alleine lief. Der Zielbereich selbst war geteilt. Wer links einlief hatte es geschafft, wer rechts durchlief musste eine weitere Runde laufen. Kurz nachdem Zielbereich kamen wir zu der einzigen Verpflegungsstation, wo es Wasser und Tee gab. Da jede Runde etwas länger als 2 km war, brauchte ich nicht jede Runde etwas trinken. Ich griff in der dritten und fünften Runde zu und gönnte mir eine Erfrischung.
Nach dem Getränkepunkt führte die Strecke durch ein kleines Waldstücken. Ab der zweiten Runde brannten hier viele große Teelichter, die eine schöne, warme Stimmung bei mir erzeugten. Jede Runde war dieser Abschnitt eines meiner Highlights, auf die ich mich freute. Wer bei Wald nun einen einen Trail/Cross Abschnitt denkt, muss ich leider enttäuschen. Die Gesamte Runde wurde auf Asphalt gelaufen. Nach dem Wald folgte eine kleine Siedlung.
Als nur sehr wenige Häuser passiert waren, war ich wieder zwischen Feldern und lief der untergehenden Sonne entgegen, was an diesem Tag traumhaft schön war. Hier lief ich auf die ersten 7,5 km Läufer_innen auf, die eine viertel Runde vor uns gestartet waren.
Kaum hatte ich die Atmosphäre aufgesogen, war die Runde auch schon vorbei und ich lief am Start vorbei.
Runde zwei bis Sechs
Ich wollte Tempo machen und einige Läufer, die ungefähr mein Tempo liefen halfen mir eine Orientierung zu bewahren. Nach Runde zwei wusste ich, welche Abschnitte schneller zu laufen waren und welche langsamer zu laufen sind. Ich konnte ab Runde drei anfangen meine Kräfte entsprechend einzuteilen. Zudem war es schön, jede Runde aus der Siedlung heraus in die Felder zu laufen. Der Blick auf die untergehende Sonne war immer wieder schön. Neben den Teelichtern im Wald war dieser Abschnitt ein weites Highlight, was dem Wetter geschuldet war. Ab Runde vier fing ich an andere Läufer_innen aus der 15 km Gruppe zu überrunden. Inga sah ich jedoch nicht einmal. Ich vermutete sie knapp hinter mir und das sie ein tolles Rennen laufen würde.
In der sechsten Runde blickte ich hinter mich. Einige der Läufer, die mir als Orientierung dienten, waren etwas zurück gefallen. Ich beschloss für die letzte Runde noch einen drauf zu setzen und alles zu geben. Dies gelang mir auch. 400 m vor dem Ziel zog ich meine Kamera für den Zieleinlauf heraus. Das war gar nicht so einfach bei einer 3:45 min pro Kilometer Pace. Ich hätte mir das mit der Kamera auch sparen können, weil alle Bilder ausnahmslos stark verwackelt sind.
Ziel
Wie ich später zu Hause aus der Ergebnisliste erfuhr, lief ich als Gesamt Zehnter in 1:02:00h ein. Das war eine neue persönliche Bestzeit für flache 15 km. Als ich auf Inga wartete, hatte ich noch eine Diskussion mit den Zeitnehmerinnen. Auf diese gehe ich gleich im Fazit ein. Nach einigen Minuten lief Inga ein und hatte es als zweite Frau ebenfalls erfolgreich geschafft. Als Belohnung gab es einen Stutenkerl, der recht lecker war. Zur Siegerehrung blieben wir nicht. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ging es zurück nach Hause.
Fazit
Es war für mein ein toller Lauf. Ich habe nichts zu kritisieren, bis auf eine Sache. Im Ziel drohten mir die Zeitnehmerinnen mit Disqualifikation, weil ich Kopfhörer trug. Sie wussten weder, was ich hörte, noch ob ich etwas mir angehört hatte. Nur der Fakt, dass ich welche aufhatte, führte dazu, dass sie mich disqualifizieren wollten. Als ich entgegnete, dass mir das herzlich egal sei, schauten sie mich ungläubig an und meinten, dass der vierte sich über den dritten schon beklagt hätte. Dies sei schließlich ein offizieller DLV Lauf und es könnte um Qualifikationen gehen. Ich erwiderte, dass ich solche Läufe laufe, als Belohnung für mein Training und nicht als Ziel für mein Training. Ich führte weiter aus, dass ich mir auch Podcast anhöre und nicht notwendigerweise Musik. Dann kam das Thema Sicherheit als Argument. Ich entgegnete, dass ich hier voll zustimme, und dass ich extra aufliegende Kopfhörer habe, damit ich die Geräusche von außen möglichst nicht gedämpft wahrnehme, da ich In-Ears-Kopfhörer als Dämpfung empfunden hatte. In Kombination mit einem Podcast wäre es, als wenn ich mich mit anderen Läufern unterhalte. Alles das war den beiden Damen herzlich egal. Sie meinten, ich müsse mich nun beim Renndirektor melden und angeben, dass ich Kopfhörer auf hätte und mich disqualifizieren lassen. Sie selbst könnten es nicht entscheiden. Wir beendeten die Diskussion hier und ich ging nicht zum Renndirektor.
Das ist sicherlich ein ernstes Thema für einen ernsten Lauf, wo es um etwas geht. Wahrscheinlich war für einige dieser Lauf ein wichtiger. Für mich ging es aber um nichts, außer um eine Zeit und eine Einschätzung, was nächstes Jahr drin ist. Ich bin bei diesem Lauf nicht angetreten, um eine Platzierung zu erreichen oder um auf das Podest zu klettern. Ich wollte einfach einen tollen Lauf erleben, was ich auch habe. Ich war für die Streckenposten immer voll ansprechbar. Tatsächlich wurde ich in Runde sechs mehrfach angesprochen, ob dies meine letzte Runde sei oder ob ich in Runde fünf sei. Diese Diskussion im Ziel trübte meine Stimmung. Dies ist mein einziger negativer Punkt zum Nikolauf in Everswinkel.