September 2016
Nach dem Transalpine-Run 2016 und all den anderen alpinen Langläufen merkte ich, wie unzufrieden ich mit mir und der Situation aus dem Jahr war. Ich hatte viel erreicht, hatte ein unglaublich intensives und erfolgreiches Jahr bis hier hin geleistet. Die meisten alpinen Läufe fühlten sich nicht wie „richtige“ Läufe an, weil ich viel gewandert war. Ich merkte, wie sehr ich mich danach sehnte einen Marathon durch zu laufen. Ich meine, so richtig zu laufen. Es ging mir nicht um eine Zeit, nicht um irgendein Tempo, sondern ich wollte einfach laufen und am besten die Natur dabei genießen. Verena, eine Laufbekannte, die ich beim Scott Rock the Top mit ihrer Familie traf, empfahl mir den Röntgenlauf. Juliane, meine Marathonpartnerin, wollte unbedingt noch den Frankfurt Marathon laufen, da dort das Asics Frontrunner Team auch zu gegen war. Ich mag den Frankfurt Marathon nicht. Ich bin ihn 2011 und 2015 gelaufen und beide Male stellte ich fest: Ich mag ihn nicht. Der Röntgenlauf hingegen bot zwei Vorteile: Er war ein klassischer Trailmarathon und er erlaubte es flexibel seine Distanz während des Rennens noch zu ändern. Ich hätte beim Halbmarathon oder beim Ultra aussteigen können, wenn ich mich für den Marathon anmelden würde. Mhmm Ultra … Ich entschied mich, eben wegen dieser Freiheit und Flexibilität, direkt für den Ultra anzumelden und dann ggf. beim Marathon den Lauf vorzeitig zu beenden. Es tut mir Leid Juliane, ich wäre gerne mit dir zusammen gelaufen und ich hätte gerne die Frontrunner getroffen. aber Frankfurt hätte für mich bedeutet, dass ich wieder einen Marathon auf Tempo mache und genau das wollte ich 2016 nicht mehr machen. Anbei fragte ich einige Leute, ob sie nicht mitkommen wollten und vielleicht auf kürzeren oder gleichen Distanzen zu laufen. Erst gab es einige Zusagen, die jedoch wieder aufgehoben wurden.
29. Oktober 2016, Samstag
Ich fuhr sehr entspannt am frühen Nachmittag nach Remscheid, checkte in mein Hotel ein und fragte nach der Möglichkeit etwas vor 7:00 Uhr zu frühstücken. Das war alles kein Problem. Danach fuhr ich weiter auf die Marathonmesse, Pasta Party und die Startnummerausgabe. Was soll ich sagen? Es war einfach alles entspannt. Ich fand einen guten, kostenlosen Parkplatz. Die Ausgabe der Nummer war ohne jegliche Schlange, die Marathonmesse war klein und nett und ich hatte ein langes und wirklich interessantes Gespräch mit dem Herrn Mick von Salomon. Beim Wandern durch die Messe bemerkte ich, dass ich einiges zu Hause vergessen hatte. Also wurde z.B. ein Gürtel für die Nummer und Gels nachgekauft. Die Schlange bei der Pastaparty war ok. Ich glaube nach 10 Minuten saß ich und aß meine Portion. In dem Moment dachte ich darüber nach, dass es schade war, dass niemand letztendlich mitkam. Der Fakt, dass ich komplett alleine war, hält mich am Ende nicht auf. *zwincker* Danach ging es zurück ins Hotel und es wurde früh geschlafen.
30. Oktober 2016, Sonntag, Renntag
06:45 Uhr
Nach dem Aufstehen ging es zum Frühstück. Das Hotel hielt sein Wort und ich konnte schon vor der eigentlichen Startzeit des Frühstücksbuffet des Hotels frühstücken. Ich sah einige Läufer_innen, die sich fleißig am Buffet bedienten. Danach ging es weiter zum zentralen Sammel-Parkplatz des Röntgenlaufs. Am Vorabend am Infopunkt des Laufes erklärte man mir, wohin ich fahren müsste. Da 4000 Läufer_innen erwartet wurden, brauchte es einen großen Parkplatz und der war etwas weiter weg. Mit dem Busshuttle ging es direkt zum Start. Alles war sehr gut organisiert, alle Helfer waren freundlich und ich fühlte mich gut aufgehoben und entspannt. Ein riesen Dank an dieser Stelle an die Organisation und den Helfer_innen des Röntgenlaufes.
08:10 Uhr
Ich kam wieder bei der Startnummerausgabe an, zog ich mich fix um, verkabelte mich und packte meinen Laufrucksack. Danach stellte ich meine Tasche zum Duschen ab. Denn der Start war gleichzeitig das Ziel für die Ultraläufer. Ich ging weiter zum Start und traf Katharina. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie wir ins Gespräch kamen, aber wir quatschten kurz und lernten uns kennen. Es war ihr erster Ultra und ich erinnere mich, dass sie mich nach meinen Vorerfahrungen fragte. Ich berichtete sehr knapp aus meinem Sommer und das ich seit Wochen nicht wirklich trainiert habe, da ich Winterpause mache. Ich habe keine Zeitambitionen und betone, dass ich davon ausgehe, dass sie mich überholt oder einfach direkt stehen lässt. Sie schien ungläubig zu sein, aber ich meinte es so.
08:30 Uhr, Km 0, Start
Es geht los! Die Halbmarathon-, Marathon- und Ultraläufer starteten gemeinsam. Katharina und ich verabschiedeten uns und ich fragte mich, ob wir uns auf der Strecke wiedersehen werden. Der Trail sollte erst ein wenig auf sich warten lassen, denn die ersten Kilometer wurden auf Aspahlt gelaufen. Ich durfte direkt bergauf laufen. Danach, auf dem Weg in die Altstadt, wurde es flach. Die ersten 5 km entpuppen sich als eine Schleife. Wir liefen aus der Altstadt raus und fast vollständig zurück zum Start. Erst etwas später liefen wir in einen Wald, was ich nicht schlimm fand. Ich entdeckte viel Publikum, eine volle Strecke und eine unfassbar gute Stimmung.
Km 6 – Eine lange Diskussion beginnt
Als ich in Richtung Wald lief, hatte ich plötzlich eine tolle Aussicht. Ich und noch ein Herr zogen gleichzeitig unsere Kameras und mussten lachen. Er kam aus Solingen und läuft den Marathon. 3:45h wollte er laufen und sei gut in der Zeit. Wir unterhielten uns einige Kilometer über Läufe, Ziele und quatschen einfach nett. Irgendwann nahm ich das Tempo raus und ließ ihn ziehen, weil ich auf keinen Fall mich anstrengen wollte. Ich wollte einfach Spaß und Freude am Laufen haben.
Km 9 – Die Diskussionen enden nicht
Doch bevor der Läufer aus Solingen wegzog, traf ich Thorsten. Er kommt aus Gütersloh und ist auch 12-facher Hermannsläufer. Er hatte sich der Diskussion angeschlossen. Wir liefen zu zweit bis ungefähr Km 18. Wir quatschten die ganze Zeit und der Lauf verflog förmlich. Es ging einiges bergauf und viel bergab. Irgendwann zwischendurch kam der „Sektberg“. Ein knackiger Anstieg, den ich gerne gelaufen wäre, wenn nicht alle auf diesem Singletrail gegangen wären. Oben angekommen gab es Sekt für alle! Ich lehnte dankbar ab und lief weiter.
Km 18 – Ende der Gespräche
Ich war total überrascht, als ich plötzlich das Km 18 Schild sah. Auf meine Bemerkung hin, dass wir gerade auf eine Zeit von ca. 1:50h für den Halbmarathon aus waren, sagte Thorsten, dass er nun das Tempo raus nehmen müsse. Er wollte im besten Fall den ganzen Marathon laufen und sei etwas angeschlagen. So lief ich alleine weiter und sah Thorsten hier nach nicht mehr. Es ging weiter bergab und ich ließ es laufen.
Km 21,1 – Halbmarathon Fazit
Der erste Halbmarathon war für mich geschenkt, dank der tollen Gespräche. Es war sehr asphaltlastig, mehr als ich es erwartet hatte. Das war nicht schlimm, aber ich dachte es sei insgesamt einfach mehr Trail. Bei 1:50 bog ich auf die Zielgerade ein und sah das Splitschild: Links Halbmarathonläufer, Rechts: Marathon, Ultra und Staffel. Ich bog rechts ein und fragte mich wie es nun werden würde. Die meisten Starter waren ja Halbmarathonläufer. Ich zog am Ziel vorbei und lief weiter und es war plötzlich sehr ruhig, denn ich sah deutlich weniger Läufer und vor allem war ich nun alleine. Bisher trug ich die Kopfhörer eher als Deko, daher wurde es nun Zeit sie zu benutzen. Ich stellte mir meine Podcasts an und keine Musik. Ich wollte mich einfach berieseln lassen.
Km 33 – Zweifel
Seit dem Halbmarathon wurde nahm der Anteil an Trailabschnitten erheblich zu und von der Natur her wurde es immer schöner. Wenn der erste Halbmarathon eher bergab ging, so war der zweite Halbmarathon von der gesamten Bilanz eher flach, trotz seiner vielen Höhenmeter. Ich lief einfach ein gutes und entspanntes Tempo für mich und blickte immer wieder nach links und rechts, um die Natur zu genießen. Neue Gesprächspartner fand ich nicht, außer an den Verpflegungspunkten. Einer dieser Punkte war bei Km 33. Ich weiß noch, dass hier der Moment meines Tiefs anfing.
Es war die berühmte Wand, gegen die ich gelaufen bin. Mein Körper wollte nicht mehr rhythmisch laufen und entsprechend anstrengend wurde es. Ich fragte mich, ob es nicht sinnvoller wäre nun beim Marathon auszusteigen. Schließlich konnte ich diese Option wahrnehmen und ein offizieller Finisher werden. Mittlerweile hatte ich das Gefühl bekommen an einem echten Traillauf teilzunehmen. Straßen gab es so gut wie fast keine mehr. Wenn wir mal eine Straße überquerten, so waren diese immer sehr gut gesichert. Es bestätigte mich in meiner Wahrnehmung bei einem wirklich gut organisierten Lauf zu sein. Die leichten Auf- und Abstiege wirkten wie Wellen auf mich. Keiner war wirklich schlimm, aber jeder war in dieser Phase für mich kräftezerrend. Dennoch versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen. Ich zwang mich nach links und rechts zu schauen, denn es gab überall diese goldenen Herbsteindrücke, die mich ein stückweit für meine Mühen entlohnten.
Km 38 – Es läuft wieder
Mit jedem Kilometer dachte ich immer mehr nicht weiterzumachen. Die Verpflegungspunkte kamen alle 5km und so folgte der nächste zwischen Km 38 und 39. Hier wollte ich mich langsam entscheiden, ob ich nun mit dem Marathon aufhöre oder entsprechend doch, wie geplant, den Ultra laufe.
An diesem Verpflegungspunkt entschied ich mich grundlegend zu verpflegen. D.h. ich aß Banane, Salz, und trank ordentlich. Im Allgemeinen fühlte ich mich jetzt besser. Ich hatte mir vorher auch schon immer Zeit für Essen und Getränke genommen, doch irgendwie war es jetzt anders. Als ich los lief, fühlte ich mich direkt besser. Es fühlte sich wieder leicht an zu laufen. Nichts destotrotz bin ich erfahren genug, um zu wissen, dass sich das sehr schnell ändern kann. Daher wollte ich mich erst beim Marathonziel entscheiden, ob ich weiterlaufe.
Km 42,2 – Ein Marathon und eine Entscheidung
Ich lief weiter, durch die goldene Herbststimmung, vorbei an Bächen und wundervollen Schattenspielen. Wenn es einen perfekten Herbsttag gibt, dann war es dieser. Wirklich. Ich muss es einfach wiederholen. Diese Natur gab mir nun Kraft und ich merkte, wie ich mich danach sehnte den 3. Teil des Röntgenultras zu sehen, denn von den Eindrücken auf deren Webseite schien es der schönste Abschnitt zu sein. Ich lief in ein Freibad und da war das Schild: Ultra und Staffel links, Marathon rechts einsortieren. Eine Sekunde lang dachte ich nach und bog nach links, vorbei an den wartenden Staffelläufern, vorbei an einem Marathonfinisher, der seine Medaille bekam.
Ich war zudem einen Moment lang völlig irritiert, da ich über die Wiese des Freibades rennen musste, um zur Zielverpflegung des Marathons zu gelangen. Ich dachte erst, ich wäre falsch, doch vor dem Verpflegungsstand wiesen mich gelbe Pfeile nach draußen. Ich nahm mir Zeit, um mich in Ruhe zu verpflegen. Ach und all die leckeren Sachen, die dort in der Zielverpflegung lagen. Ich traute mich nicht sie zu probieren, hatte ich doch noch einen halben Marathon vor mir. Ich hätte gerne eine der legendären Marathonschnecken probiert. Ich hoffte, es gab eine für mich im Ultraziel. Nach einer Banane, etwas alternativen Obst und Elektrolyten lief ich raus. Ich lief an einem Finisher vorbei, der gerade zum Bus-Shuttle ging. Ich gratulierte ihm, er wünschte mir viel Spaß. Ich antwortete, dass es ja nur noch die Hälfte der bisher gelaufenen Strecke sei. Er lachte und meinte „Ach, dann seh‘ es doch lieber so: Es sind nur noch 2 lockere 10 km Runden.“ Ich sah auf die Uhr und berechnete im Kopf die verbleibende Zeit bis zum Cut-Off, der bei 9 Stunden lag. Ich hatte noch 4:50h für zwei lockere 10 km Runden. Alles war entspannt und ich hatte wieder meine Lauffreude gefunden. Gut so!
Km 44 – Der Berg!
Das letzte Drittel des Rennsteig-Ultras war der Gegensatz zum ersten Drittel: Es geht verstärkt bergauf. Ich stellte mich darauf ein, dass es nun sicher der langsamste Halbmarathon werden sollte. Was auch nicht schlimm war, denn ich wollte den Lauf nur genießen. Es war nur mental für mich wichtig, mich drauf einzustellen: 2,5 Stunden Spaß in der Natur! Das war nun mein Motto. Was sagte Thorsten während unseres Gespräches zu mir? Er lief ja 2015 den Ultra: Bei km 44 geht es steil bergauf. Da sollte ich unbedingt gehen. Also war ich in großer Erwartung, was mich erwarten würde.
Der Berg war knackig, jedoch nicht so schlimm wie erwartet. Nach einigen Treppenstufen hätte man diesen Berg laufen können. Ich hatte kein Nerv mich kaputt zu machen und ging ihn entspannt hinauf. Nach gut einem Kilometer war ich oben und es wurde wieder flach. An diesem Punkt, wechselte ich in den Laufmodus zurück.
Km 47 – Da holt sie mich ein
Bei km 47 kam die nächste Verpflegungsstelle und ich nahm mir wieder reichlich Zeit und siehe da: Katharina kam vorbei. Ich musste schmunzeln und konnte es mir nicht verkneifen zu sagen: „Siehst du, ich hatte recht. Du holst mich ein.“ Sie schaute mich etwas verwirrt an und meinte „Wieso bist du erst hier? Ich dachte du wärst weiter.“ Sie machte nur eine kurze Pause und lief noch vor mir vom Verpflegungsstand los. Ab hier wurde der Anteil an zu laufenden Straßen wieder mehr.
Km 53 – Kurz vorm …
Sehnsüchtig wartete ich auf den nächsten Verpflegungsstand, der endlich bei Km 53 kam. Ich hatte auf den letzten 6 km bemerkt, dass ich im flachen etwas schneller als Katharina war und sie dafür bergauf sehr stark unterwegs war. So wiederholte sich hier das Schauspiel, wie beim km 47 Verpflegungsstand. Ich lief vor ihr ein, machte eine ewig lange Pause und sie lief nach einer kurzen Pause dafür schneller wieder vor mir raus. In diesem Moment dachte ich, ich würde sie nicht mehr sehen, denn ich hatte einfach null Ambitionen mich zu stressen. Auf meiner Uhr sah ich auf dem GPX-Track noch einige Anstiege. Dies bestärkte mich, dass sie dort ihre Stärke ausspielen konnte und ich sie nicht mehr einholen würde.
GPX-Track? Ich hatte mir die Strecke und das Streckenprofil auf meine Uhr gezogen und lief danach. Die Organisatoren boten diesen Service an und ich konnte so immer genau sehen, wo ich war und was noch vor mir lag.
Ich nahm etwas zu trinken und einen letzten Happen Banane, den ich richtig in mich hinein zwingen musste. Ich merkte, wie ich nichts mehr essen konnte und beschloss bis ins Ziel auch nichts mehr zu essen. Mir wurde vom Essen schlecht, was ein ungutes Vorzeichen war. Vor hier waren es nur noch gute 10 km bis ins Ziel und das sollte ich ohne Essen aushalten können.
Km 57 – Anstoßen auf das Ende
Bei Km 57 gab es wieder einen wundervollen Waldabschnitt mit mehreren kleinen Seen. Ich hatte Katharina, zu meiner Überraschung eingeholt. Sie schien zu kämpfen. Ich versuchte sie zu etwas zu motivieren. Ob mir das gelang war für mich unklar. Ich merkte, wie ich mich freute, dass ich live mitbekam, wie sie ersten Ultra zu Ende lief. Auch wenn wir nicht direkt zusammen liefen, da wir uns regelmäßig überholten, tauschten wir immer 1-2 Sätze kurz aus. Ich hoffte nur, dass es sie nicht genervt hat.
Bei der letzten Verpflegungsstation wurde richtiges Bier ausgeschenkt. Sofort meinte ein anderer Läufer anstoßen zu wollen, doch musste leider ablehnen, da ich keines trinke und mag. Ich nahm mir einen Becher Elektrolyte, stieß damit an und lief direkt weiter. Ich konnte nichts mehr essen und es waren nur noch 4 km bis ins Ziel. Ich merkte, dass ich langsam genug hatte und den Lauf beenden wollte. Auch wenn ich wieder vor Katharina den letzten Verpflegungspunkt erreichte, dieses Mal liefen wir zeitgleich los.
Km 62 – Der letzte Anstieg
Beim letzten Anstieg wurde ich von Personen aus Unterdistanzen überholt. Was nicht schlimm war, aber ich war schon etwas neidisch, dass die so entspannt den letzten Anstieg hoch kamen. Ich hingegen blieb mir treu: Kein Stress mehr, nur noch entspannt ins Ziel kommen … außer vielleicht die letzten 500 m. Genau auf der Spitze des letzten Hügels, gute 800 m vor dem Ziel, holte mich ein letztes Mal Katharina ein. Ich sagte zu ihr, dass ich mich freue ihr gleich im Ziel zu gratulieren.
Ich lief los und als ein Zuschauer mir zurief, dass es nur noch wenige hundert Meter seien, entschied ich mich doch noch ein klein wenig Tempo zu machen. Es ging bergab, es war Asphalt, und ich konnte Gas geben! Ich drehte mich 1-2-mal um, ob Katharina sich mitziehen lässt. Wenn sie es gemacht hätte, hätte ich ihr den Vortritt im Ziel gelassen und nicht entgegen gesetzt sondern sie bejubelt. Das war mir sofort klar, doch kam sie nicht mit.
Km 63,3 – Ziel
Nach einem gerade Abschnitt ging es runter in eine Linkskurve. Dort waren überall Geländer aufgebaut und nach wenigen Metern ging es wieder nach rechts, wo nach 30 m das Ziel stand. Ich fing schon vor der Rechtskurve an zu jubeln. Was für ein toller Tag, was für ein toller Lauf, was für nette Menschen. Ich freute mich darüber und das ich genau das erlebt hatte, was ich mir gewünscht habe: Laufe einen Ultra/Marathon durch, entspannt und mit voller Freunde und Lust am Laufen. Der Bonus war, dass ich nette Menschen kennenlernen durfte.
Als ich im Ziel war und nicht mehr lief, freute ich mich weiter. Ich erhielt eine Medaille und bedankte mich bei den Helfern und einem Organisator. Danke auch an dieser Stelle dafür, dass ihr ein großartigen Job gemacht habt und ein sehr gutes Rennen auf die Beine gestellt habt.
Nachdem ich die Medaille hatte, drehte ich mich um und wartete auf Katharina. Ich schaute auf die offizielle Uhr am Ziel, denn soweit konnte sie nicht hinter mir sein. Dann lief sie ein, verlor kurz vor dem Ziel ihre Trinkflasche, als sie sich freute. Ich hob die Flasche auf, gab sie ihr und gratulierte ihr zu ihrem ersten Ultra! Fantastisch. Ich konnte mich noch sehr gut an meinen ersten Ultra erinnern, was ja nur gute 4,5 Monate her war.
Dann lief ein Herr ein, der ebenfalls sich als Ultra-Neuling offenbarte. Kollektiv wurde er bei einer Marathonschnecke beglückwünscht und unsere Gesprächsrunde hatte sich kurzfristig auf drei erweitert. Endlich hatte ich mir eine dieser Schnecken nebenbei ergattert. Sie waren wirklich gut. Wir verabschiedeten uns alle voneinander.
Danach ging ich duschen, zum Busshuttle und fuhr nach Hause mit einem sehr klarem Gedanken: Ich werde sicher wiederkommen. Danke Verena für diesen tollen Tipp! Danke an den unbekannten aus Solingen, Thorsten und auch Katharina. Ihr habt diesen Lauftag bereichert. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!