Treffen sich Zwei. Der Eine ist ein erfahrener Rollenspieler und der Andere hat keine Ahnung.
Sagt der ohne Ahnung: „Sag mal, oh du großer Rollenspieler. Was bist du? Was ist Rollenspiel?“
Genau hier zeigt sich, wie groß der Rollenspieler ist. Die wohl elementarste Frage beantwortet jeder Rollenspieler anders. Jeder verbindet etwas anderes damit.
Nehmen wir einmal an, wir haben einen Gelegenheitsspieler. Er gesellt sich zu den anderen Beiden und hörte die Frage. Er spielt einmal im Monat irgendeine Art von Rollenspiel und besitzt eine durchschnittliche Kreativität. Er kam über Freunde zum Rollenspiel und versteht es nicht völlig. Es gibt ihm zu viele Sonderregeln, sowie Tabellen und ach all den Kram halt. Seine Antwort auf die Frage wäre wohl: „Tja, Mensch. Wie soll ich dir das erklären? Hm… Gute Frage eigentlich. Irgendwie… pass auf. Du hast einen Charakter und Punkte. Je mehr Punkte du hast, umso besser ist das.“ (In moderner Chatsprache sehe es wohl so aus: Ein 🙂 mit vielen ….. ) Na, was wäre da die Antwort des Unerfahrenen? Wahrscheinlich so etwas wie: „Klingt wie Payback.“
Nun ist der erfahrene Rollenspieler dran. Er fühlte sich geradezu berufen diese Frage zu beantworten. Er ist jemand der MMORPGs wie seine Westentasche, und LARPs wie seine Hosentasche kennt. Ach, und P&P ist seine Ehefrau. In diesem Moment klingeln die Alarmglocken des Unerfahrenen: „Alter, was willst du mir da sagen?“
Bevor ich jetzt nicht auf den Punkt komme, lasse ich den erfahrenden Spieler antworten, sonst fühlt er sich wieder um eine Antwort beschnitten: „ Danke, endlich darf ich mal was sagen. Abkürzungen sind eine beliebte Eigenschaft des modernen Menschen, da die Zeit immer besser und intensiver ausgefüllt wird. (Nebenbei: Die Zeit wird nicht knapper! Die Zeit ist immer gleichmäßig vorhanden.) MMORPG (Massive Multi Online Role Play Gaming) heißt grob gesagt Rollenspiele für das Internet. LARP (Live Action Role Playing) heißt Rollenspielen in freier Natur und im P&P (Pen & Paper) findet alles in der freien Fantasie statt, am besten mit einer Tüte Chips und guten Freunden.“
Nun würde wohl der Unerfahrene sagen: „Schön, aber WAS IST NUN ENDLICH ROLLENSPIEL?“
Genau darum soll es nun gehen. Um diese Frage zu beantworten braucht es nur ein einziges Wort:
Fantasie
Ok, nun werden viele Rollenspieler aufschreien und sich beschweren, dass es zu unpräzise ist und das die Fantasie nur eines der wichtigen Elemente des Rollenspiels ist. Da habt ihr alle Recht, es geht auch nur um die kürzeste Antwort. (Nebenbei: Geht niemals studieren. Je höher das Semester, umso mehr hinterfragt ihr euch selber…)
Meine wohl kürzeste und beschreibenste Antwort ist: „Rollenspiel ist die Selbstfindung durch Realisierung und Darstellung anderer Persönlichkeiten.“
Kurz gesagt, aber versteht jeder wirklich was ich damit meine?
„Natürlich“, sagt der erfahrende Spieler: „Das heißt, durch das Darstellen eines Anderen, lerne ich selbst neue Grenzen kennen.“
„Nein, ich glaube“, meint der Gelegenheitsspieler: „ Er meint, dass wenn er einen Schurken spielt, merkt er erst, was er für ein Arsch ist. Sofern er viele Punkte hat.“ (Nebenbei: Solang es keine Punkte in Flensburg sind.)
Und der Unerfahrene? Tja, der würde wohl so antworten: „ Ich glaube ich verstehe das nicht so ganz richtig.“
Was nun?
Was macht fast jeder Rollenspieler in dieser Situation? Genau, er lädt zum mitzumachen ein. Hier entscheidet sich, will der Unerfahrene wirklich verstehen, was Rollenspiel ist? Wenn er nicht mitkommen will, so solle er ewig in den Ländereien einer Welt reisen, die den wundervollen Namen ‚Real‘ kennt. (Nein, nicht das Einkaufszentrum! So schlimm ist keine Bestrafung… Stellt euch mal vor, die Wälder von Obst würden vergehen? Ihhh das riecht man bis zu den Zuckerbergen des Mars.) Wenn er die Frage bejaht, so wird er mitkommen und für sich selbst herausfinden, was Rollenspiel ist. Jeder Rollenspieler empfindet und fasst das Rollenspiel anders auf, denn es sind die persönlichen Erfahrungen und vor allem die Erinnerungen, die einen prägen. Fragt euch selber, was Rollenspiel für euch ist und wie ihr es einer Freundin oder einem Freund erklären würdet.
Was machen denn nun unsere drei Personen?
Sie werden sich an einen Tisch setzen. Der erfahrende Rollenspieler wird den Spielleiter machen, da er über Kenntnis der meisten Regeln verfügt und gut unterschiedliche Rollen darstellen kann.
Der Gelegenheitsspieler wird einen Krieger spielen. Der hat kaum Regeln und Fertigkeiten, sowie Tabellen. Es geht bei ihm voll nach dem Motto: „Einfach draufhauen! Wo die Intelligenz fast Null ist, können keine Gehirnschäden mehr auftreten!“
Und der Neuling? Er spielt einen Bauern, natürlich Mensch und wahrscheinlich passen sogar Geschlecht, Größe und Gewicht zu seinen realen Werten und von der Haarfarbe und Augenfarbe brauchen wir erst gar nicht reden. 1:1! Er wählt sich keine Klasse. Er will sich alles erstmal ansehen und erleben, bevor er sich entscheidet.
Nichts desto trotz erlebe ich eine Sache immer wieder auf das Neue. Ich versuche Jemanden (auch weiblichen Jemanden, wollen ja niemanden ausschließen) das Rollenspiel nah zu bringen. Nach ewig langen Diskussionen, dem Vortragen von über witzigen Situationen und Lobeshymnen kommen die meisten Unerfahrenen mit folgendem Satz um die Ecke: „Ja, es klingt sehr interessant, aber ich glaube, dass ist nicht nichts für mich.“ Warte mal, interessant und dann ist es doch nichts für einen? Hmmm, bin ich hier der Einzige der da einen Widerspruch sieht? Beliebt ist auch die Antwort: „ Wow, das klingt toll. Leider habe ich nur keine Zeit.“ Schade eigentlich, irgendwie macht es keinen Unterschied, ob man sich im Café, in der Disko oder an einem Rollenspieltisch trifft. Man unternimmt etwas zusammen. Oder ist vielmehr der Wunsch, mit einem nichts zu unternehmen? (Verdammt, ich dachte ich sei so beliebt, dass mich jeder mag und so böse, dass jede … Konzentriere dich auf den Blog… Den Blog… Besser 🙂 … Ach, der ist eh schon lang genug.)
Und die Moral von der Geschichte?
Rollenspiel = Humor + Fantasie + Darstellen anderer Personen
All diese Elemente habe ich in meinem Eintrag versucht zu verbauen, um nicht nur Rollenspiel zu erklären, sondern ebenfalls zu zeigen, dass Rollenspiel etwas schönes ist, solange man neugierig ist und sich nur traut. Traut ihr euch?
Möge die Sonne euch in der Nacht hell leuchten,
sowie die Sterne am Tage.
Barthelomeo
(Original Veröffentlichung: Montag, 19. November 2007)